Schon einige Jahre verfolgen wir von Ultimas Lagrimas die Karriere der Balinger Thrash-Metal-Kapelle Traitor. Mit ihren dritten Album „Knee-deep in the dead“ haben die vier Jungs ein massives Brett gezimmert – und das ist eine Rezension wert.
Noch eigenständiger, noch härter, noch druckvoller: „Knee-deep in the dead“ ist ein weiterer Schritt für Traitor auf dem steinigen Weg empor zum Metal-Gipfel.
Violent Creek Records/Soulfood * www.traitor-band.de * 38:50 min * Thrash Metal
Das Album kommt mit elf (genaugenommen zehn) Tracks auf gute 39 Minuten Spielzeit. Im Vergleich zum direkten Vorgänger „Venomizer“ werfen Traitor bei „Knee-deep in the dead“ erneut zusätzlich Holz in den Kessel der Dampfmaschine, die das Metallschiff antreibt: Bei Härte, Geschwindigkeit und Sound kommt die Scheibe ordentlich voran.
Was besonders auffällt ist, wie geschlossen sie klingt – und das auf durchgehend hohem Niveau. Traitor sind nach dem Retro-Thrash ihres Erstlings und der Findungsphase des zweiten Albums angekommen und haben endgültig ihren eigenen Stil gefunden: Hohes Tempo und auf das Wesentliche reduzierte Songstrukturen – nicht aus technischer Begrenztheit, sondern aus bewusstem Formwillen – schnörkellos, immer auf den Punkt, und gelegentlich auch mit überraschend melodiösen Zwischentönen.
Das ist Thrash Metal, aber eben nicht (mehr) nostalgisch angehaucht, sondern State-of-the-art 2018. Man kann das mögen oder nicht – die konsequente Umsetzung des musikalischen Konzepts muss man in jedem Fall anerkennen. Es reihen sich nicht einzelne Titel aneinander, „Knee-deep in the dead“ ist ein klanglich zusammenhängendes Gesamtwerk geworden. Selbst der gut gewählte und interpretierte Cover-Song („Blitzkrieg Bop“ von den Ramones) passt so nahtlos hinein, als ob er ein originales Traitor-Stück sei.
Okay, man könnte sich vielleicht noch etwas mehr Vielfalt beim Songwriting und den Arrangements vorstellen, oder mehr Variation im Gesang wünschen. Aber, mal ehrlich: Wenn eine Band es schafft, einen eigenen, unverwechselbaren Sound zu finden und zu etablieren, dann ist das ein solides Fundament, auf dem sie weiter aufbauen kann. Und für Traitor wird es zweifellos weiter nach oben gehen, denn das, was man auf der neuen Scheibe hören kann, leisten die vier auch auf der Bühne.
Noch ein Wort zum Albumtitel und dem Titelsong: Klar ist das eine tiefe Verbeugung vor dem genreprägenden „Killerspiel“ Doom, das vor 25 Jahren erschienen ist, und dessen erstes Kapitel eben „Knee-deep in the dead“ hieß. Sehr schön für ältere Gamer-Semester, dass das Song-Intro (der erwähnte zusätzliche Track) sogar direkt Samples aus dem Shooter-Meilenstein verwendet.
Fazit: Kompromissloser, direkter, technisch geschliffener Thrash mit leichten Anklängen von Melodic Death Metal. Weiter so!
Anspieltipps: Mad dictator (Track 1), Nuke Em All (Track 3)
Gesamtnote: 1,6