Archiv für März, 2013

Buch: Der Cthulhu-Mythos 1976-2002

Posted in Rezension on 31. März 2013 by ultimaslagrimas

Festa, Frank (Herausgeber): Der Cthulhu-Mythos 1976-2002, Leipzig 2003, Festa Verlag; 308 Seiten

Horror-Autoren, die seit den 1980er-Jahren bis in die jüngste Gegenwart hinein auf Lovecrafts Cthulhu-Mythos Bezug nahmen, scheinen nicht mehr, wie noch ihre Vorläufer in den 1940er- bis frühen 1970er-Jahren, nicht allein inhaltliche, sondern auch sprachliche Anleihen beim großen Meister des kosmischen Schreckens nehmen zu müssen. Der zweite Band der von Festa herausgegebenen Anthologie von Lovecraft inspirierter Texte versammelt elf Kurzgeschichten von Schreibkünstlern, die eindeutig aus dem Lovecraft-Fundus schöpfen, aber doch jeweils einen ganz unterschiedlichen Ansatz und Dreh finden.

Darunter sind eher hausbackene Texte wie Lin Carters „Glocke im Turm“ oder „Der runde Turm“ von Robert M. Price, die im wesentlichen Ideen Lovecraft paraphrasieren, aber immernoch recht unterhaltsam sind. Es finden sich aber auch nahezu perfekte Meisterwerke wie Ramsey Campbells „Stimme des Strandes“ oder Brian Hodges „Feuerbrand-Symphonie“ (obgleich man letzteres auch als literarische Verbeugung vor John Carpenters „In the mouth of madness“ wahrnehmen kann). Die Mischung ist gelungen und sollte für die meisten eingefleischten Lovecraft-Leser etwas bieten.

Allerdings kommt das vor allem während der wirkungsvollsten Phase des Schaffens Lovecrafts (1926 bis 1931) dominierende, überirdische Grauen meist zu kurz, das in der Bedeutungslosigkeit des Individuums beziehungsweise der menschlichen Rasse an sich liegt: Einzelschicksale der mit dem Übernatürlichen Konfrontierten stehen meist isoliert im Mittelpunkt, globale Ereignisse bilden bestenfalls die Staffage für den unentrinnbaren Lauf der Geschehnisse. Das macht die Geschichten nicht schlechter, fällt aber zumindest auf.

Dessen ungeachtet: Der Cthulhu-Mythos 1976-2002 bietet sich für Horror-Fans als Lektüre an, denen weder blutspritzende Slasher-Fiction noch reines Lovecraft-Epigonentum als Unterhaltung genügen. Richtig gruseln wird man sich kaum einmal, wohl aber vom Ideenreichtum der vom Cthulhu-Mythos inspirierten Autoren gut unterhalten sein.

Bewertung: 1

Der Cthulhu-Mythos 1976-2002

Zur Rezension von Der Cthulhu-Mythos 1917-1975

Werbung

Playlist vom 26. März

Posted in Playlist on 27. März 2013 by ultimaslagrimas

Seid gegrüßt, Freunde der Nacht! In der Live-Sendung von Ultimas Lagrimas am Dienstag, 26. März, konntet ihr folgende Stücke hören:

  • Die Krupps – Industriemädchen
  • Karl Bartos – Atomium
  • Bestias del Asalto – Come mierda y muere
  • Hocico – Dead trust
  • Indochine – Memoria
  • Volkspeler – Staatshospitaal
  • Aslan Faction – Bring on the dying
  • Red+Test – Unforgiving landscape
  • Pr0metheus Burning – A living oblivion
  • Y-Luk-O – Electricity
  • 2 Times Terror – Ikävässä paikassa
  • Eisregen – Mutter, der Mann mit dem Koks ist da
  • Ewigheim – Dürrer Mann
  • Nachtblut – Eiskönigin
  • Faun – Tanz mit mir
  • Schneewittchern – Fürchte dich nicht
  • Lyriel – Wenn die Engel fallen
  • She passed away – Kasvetli kutlama
  • Daniel Klotz – Dieses Lied
  • Halo Effect – Life goes on (Supreme Court)
  • Spock – All the children shall lead
  • John Carpenter – The thing

Album: Schneewittchen – Keine Sekunde Schweigen

Posted in Rezension on 23. März 2013 by ultimaslagrimas

Mitunter lohnt es sich, CDs wieder aus dem Regal zu holen, die man zur Rezension erhalten und achtlos beiseite gelegt hat, weil sie aufgrund des ersten Eindrucks wirkten, als ob die darauf zu hörende Musik einem nicht gefallen könnte. Die Platten des Duos Schneewittchen haben bei Ultimas Lagrimas dieses unverdiente Schicksal erlitten, und zuerst einmal eine davon soll nun endlich unsere verdiente Aufmerksamkeit erhalten.

„Keine Sekunde Schweigen“ heißt das bereits im August 2012 erschienene Werk von Sängerin Marianne Iser und Instrumentalist Thomas Duda. Das ist nicht nur sein Titel, sondern auch ein Versprechen.

Keine Sekunde Schweigen

Sony Music/Ariola * www.schneewittchenmusik.de * 53:00 min * Düsterpop/Kunstlied

„Keine Sekunde belanglose Kost“ ließe sich die Scheibe auch betiteln – aber das gilt für alle bisherigen Veröffentlichungen von Schneewittchen. Stilistisch bewegt sich das Duo furchtlos und kunstfertig zugleich im Niemandsland zwischen Chanson, Schlager, Moritat und Pop. Manche Titel klingen ein wenig wie ein Bewerbungsschreiben für den Schlager-Grandprix – und sind trotzdem hörenswert. Wie das?

Man kann in Marianne Isers wandlungsfähiger Stimme Reminiszenzen an die junge Nina Hagen hören, an die Expressivität von Ulla Meinecke, an Oswald Henkes Bissigkeit, oder an Rosenstolz vor deren kommerziellem Durchbruch. Doch solche Vergleiche greifen zu kurz. Die Sängerin ist eine individuell klingende, singende, fauchende, klagende und hauchende Persönlichkeit. Und mit Thomas Duda, dem Mann an den Instrumenten, hat sie den idealen Partner gefunden, der den Gesang unaufdringlich in Szene setzt.

Diese Vorbedingungen erlauben es Schneewittchen auch auf dem aktuellen Album, den passenden musikalischen Rahmen für teils zynische oder melancholische, teils lebensbejahende oder euphorische Texte zu schaffen. Das wird nie peinlich, lässt den Hörer aber auch selten unberührt. Und Musik, die nicht dadurch polarisiert, dass sie so banal wäre, ist ein hohes Gut für sich.

Fazit: Wer gerne kunstvolle, aber nicht gekünstelte Musik abseits des Mainstreams und deutschsprachige Texte weit über dem Herz-Schmerz-Reim-Niveau hört, muss „Keine Sekunde Schweigen“ eine Chance geben. Eine Garantie, dass Schneewittchens Schaffen ihm gefallen wird, gibt es nicht. Aber nur etwas, das Kanten hat, kann anecken oder überraschen.

Anspieltipps: Fürchte dich nicht & Zwischen-den-Welten-Tänzerin (Tracks 2 & 7)

Gesamtnote: 2,0