Rechtzeitig vor der offiziellen Veröffentlichung ist Ultimas Lagrimas mit einem Rezensionsexemplar des neuen Albums von Corvus Corax bemustert worden. Dafür bedanken wir uns mit einer pointierten Besprechung des Werks von Castus, Wim & Co., die just am Tage online geht, an dem dieses in den Handel kommt. Natürlich werden wir auch in unserer kommenden Sendung am Dienstag, 6. Dezember, ab 22 Uhr, etwas davon spielen.
Für diejenigen, die auf den Klang von Dudelsack, Trumscheit, Schalmei und Schlagwerk sowie altertümlich gefärbte Harmonien stehen, führt seit mehr als 20 Jahren kaum ein Weg vorbei an Corvus Corax, der Speerspitze des seit den 90er-Jahren ungebremst voranreitenden Ritterheers der Mittelaltermusik. Muss man über diese Gruppe noch etwas sagen? Man muss nicht, man kann aber: 1989 gegründet, eine der erfolgreichsten Gruppen der Mittelalterszene, festes Inventar im Rahmenprogramm des Kaltenberger Ritterturniers, sehen sich selbst als „Könige der Spielleute“ – mehr braucht man für den Anfang nicht zu wissen. Mit Sverker legen die „Raben“ pünktlich zum Kaufrausch vor dem Julfest anno domini 2011 also ihr 15. Studioalbum vor.
Corvus Corax – Sverker
Soulfood/Behßmokum * www.corvuscorax.de * 0:51:23 h * Mittelaltermusik/Dudelsack-Rock
Die Scheibe vereint zwölf kraftvolle, voluminös klingende Titel inklusive dreier Zwischenspiele, zwischen 33 Sekunden und mehr als 9 Minuten Länge. Da peitscht der Dudelsack, da treibt die Trommel nach vorne, da schallen fremde Zungen aus kräftigen Männerkehlen – ganz so, wie man es von Corvus Corax erwarten konnte.
Aber es donnert, grollt und stampft eben nicht nur. Die Variationen von Tempo und Intenstität innerhalb der einzelnen Stücke, aber auch auf die gesamte Platte gesehen, überraschen. Da sind teilweise fast schon meditative Passagen enthalten, besinnliche Teile mit Blas- und Streichinstrumenten, langsam aufbauende Kompositionen.
Und, so verwunderlich das klingt, in Sverker muss man sich erst einmal hineinhören. Es handelt sich dabei zwar keinesfalls um ein verkopftes Werk. Aber ein einmaliger Durchlauf genügt nicht, um ein Gespür für die erst beim mehrmaligen Hören erkennbare Vielschichtigkeit mancher Kompositionen zu entwickeln.
Fazit: Man muss sich auf den konsistenten Klang von Corvus Corax‘ neuesten Steich einlassen wollen. Das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Wer seine Vorbehalte überwindet – oder sowieso keine hat -, dem fällt es schon nach wenigen Dutzend Takten des hymnischen „Gjallarhorni“ leicht, sich für eine knappe Stunde in die folkloristisch-mystische Welt von Corvus Corax entführen zu lassen.
Gesamtnote: 2,2