on 15. Juli 2011 by ultimaslagrimas
Und schon steht für treue wie zufällige Lesern des Ultimas–Lagrimas-Weblogs gleichermaßen die nächste Rezension ins Haus. Berlinski Beat (ratet mal, woher die kommen…) sind ein Nebenprojekt von Corvus Corax, und die netten Damen von Absolut Promotion haben uns eine Kopie deren musikalischer Visitenkarte zukommen lassen. Auch von den Berlinskis werdet ihr in der kommenden Sendung einen Titel als Neuvorstellung zu hören bekommen.

Berlinski Beat – #1 Limited
Independent * www.berlinskibeat.de * 0:13:50 h * Balkan Beats
Musikprojekte sind wie Versuchsballons. Manchmal bleiben sie an der ersten Stromleitung hängen, manchmal steigen sie in den Himmel empor und sind nicht mehr zu stoppen. Letzteres wäre Berlinski Beat zu wünschen, die jetzt ihre erste EP „#1 Limited“ vorgelegt haben. Osteuropäische Melodien, Balkanrhythmen, Dancehall-Grooves und drei Teile Hauptstadt-Wohlgefühl sind die Grundzutaten der vier Tracks, die die achtköpfige Truppe für ihre musikalische Visitenkarte eingespielt hat.
Mehr ist der Silberling mit knappen 14 Minuten Spielzeit sowie einem schnell geschnittenen Live-Video nämlich nicht. Doch er erfüllt diesen Zweck ausgezeichnet: Mehr als die vier Tracks braucht man nicht, um zu verstehen, worauf es Berlinski Beat ankommt: Mitreißende Grooves, treffsichere Bläsersätze und ein Gesamtsound, der möglichst nah an dem ist, was man wohl auch live von ihnen erwarten kann.
Fazit: Sound, Dynamik und Lebensgefühl der Berlinskis kommen authentisch und professionell produziert aus den Boxen. Die gute Laune der Musiker stellt sich rasch auch beim Hörer ein, und unwillkürlich greift der Körper die Bewegung der Musik auf. Es ist also alles da, um entspannt in die Nacht zu clubben. Allerdings, die Frage sei erlaubt: Taugt die Berlinleidenschaft auch außerhalb der Hauptstadt dauerhaft enthusiasmierend als inhaltlicher Fixpunkt? Das muss sich erst noch zeigen.
Gesamtnote: 1,7
Die Stücke im einzelnen:
Berliner Pflanze: ein Gassenhauer im multikulturellen Gewand; auf alte Radio-Sendung getrimmtes Intro; rhythmuslastiges Schaustück, das dem Hörer direkt die Quintessenz dessen gibt, wofür die Combo steht; der mit Sitar und orientalisch akzentuierter Percussion angereicherte Groove geht gleich in die Beine, harmonisch ereignet sich allerdings etwas wenig (3)
Wir sind Berlinski Beat: hier zeigen die Blechbläser im Kavalierstart gleich, was sie technisch drauf haben; der Dancehall-Sprechgesang erzählt munter von der Band und dem, was sie im Berliner Nachtleben gut findet; bestens zum Mitwippen oder Abhotten geeignet (1)
Heimweh nach Berlin: hat was polkahaftes und der in tiefer Berliner Schnauze grollende Gesang wirkt auch irgendwie vertraut; überraschender Harmoniewechsel im Refrain; das programmierte Drum- und Bass-Fundament kontrastiert gut die gedämpfte Trompete (1)
Berliner Miezen: anfangs fühlt man sich, als ob man eine sonnenbeschienene, saubere (!) Hauptstadtstraße entlangläuft und dabei lauter fröhlichen Menschen begegnet – reine Utopie also; zum Glück kommt im Alla-Breve-Teil der Pulsschlag der Berliner Nacht zum Tragen, lässt Sänger und Instrumentalisten gleichermaßen durch mit Benzinschlieren verzierte Hinterhofpfützen tanzen; keine Sekunde zu lang, dieser Song kommt auf den Punkt (2)